Ein ganz neues Konzept (2011) oder eher eine Methodensammlung mit Klassifizierung bietet Angelika Mittelmann in ihrem Buch „Werkzeugkasten Wissensmanagement“ an.
Im Werkzeugkasten Wissensmanagement wird der „Semantische Raum“ des Wissensmanagements definiert, der sich aus den neun nachfolgenden Entitäten zusammensetzt:
- Wissensträger/innen
- Organisationen
- Beziehungen
- Prozesse
- Kompetenzen
- Wissensgebiete
- Kategorien
- Wissensobjekte
- Orte
wörtlich aus Wekrzeugkasten Wissensmanagement:
Entität Wissensträger
Mit der Entität Wissensträger sind alle Menschen gemeint, die im Laufe ihres Lebens Wissen und Erfahrungen gesammelt haben, die für andere wertvoll sein können. Im Kontext von Wissensmanagement ist es besonders wichtig, dass die Wissensträger bereit sind, ihren Wissens- und Erfahrungsschatz mit anderen zu teilen.
Entität Organisationen
Die Entität Organisationen umschließt soziale Gefüge von Menschen, die gemeinsam ein bestimmtes Ziel verfolgen. Organisationen können Unternehmensteile, einzelne Unternehmen oder Unternehmensnetzwerke sein.
Entität Beziehungen
Die Entität Beziehungen trägt im Semantischen Raum zwei deutlich unterscheidbare Bedeutungen. Zum einen umfassen sie die sozialen Bindungen zwischen Wissensträgern. Zum anderen repräsentieren sie Zusammenhänge zwischen verschiedenen Entitäten und dienen damit der Strukturierung von Wissensgebieten.
Entität Prozess
Die Entität Prozess beinhaltet alle Abläufe in einem Unternehmen, die die Herstellung von Produkten oder die Erbringung einer Dienstleistung zum Ziel haben. Oft wird diese Entität auch als Geschäftsprozess bezeichnet.
Entität Kompetenzen
Die Entität Kompetenzen umspannt die Fähigkeiten, Fertigkeiten, das Wissen und die Erfahrungen eines Wissensträgers oder einer Organisation. Nicht damit gemeint ist die Zuständigkeit oder das Zuständigsein einer Person für die Erbringung einer bestimmten Leistung oder für die Lösung eines Problems.
Entität Wissensgebiete
Die Entität Wissensgebiete schließt alle Themen und Begriffe klar unterscheidbarer Fachbereiche ein. Synonym für Wissensgebiete werden die Begriffe Wissensbereich oder Wissensdomäne verwendet.
Entität Kategorien
Die Entität Kategorien enthält alle Grundbegriffe eines Wissensgebietes. Diese Grundbegriffe können in ihrer Bedeutung klar voneinander abgegrenzt werden. Sie dienen in weiterer Folge der Beschlagwortung von Wissensobjekten.
Entität Wissensobjekte
Die Entität Wissensobjekte inkludiert sowohl die physischen als auch die virtuellen Artefakte, in denen die Wissensträger/innen ihr Wissen und ihre Erfahrungen manifestieren.
Entität Orte
Die Entität Orte umfasst sowohl physische Orte wie z.B. Gebäude oder Zimmer als auch virtuelle Orte wie Fileserver oder virtuelle Kommunikationsräume im Internet.
Aus diesen neun Entitäten werden in der Folge durch Kombination „Fächer“ gebildet. In diese Fächer werden die Werkzeuge eingeordnet:
Persönliche Kompetenzentwicklung: In diese Kategorie fallen jene Werkzeuge, die mit den Entitäten Kompetenzen und Wissensträger/innen zu tun haben und somit die Entwicklung von persönlichen Kompetenzen betreffen.
Organisationales Lernen: Die Kategorie befasst sich mit Werkzeugen, die in den Entitäten Kompetenzen und Organisationen einzuordnen sind.
Management von Beziehungen und Kommunikation: Diese Kategorie ergibt sich aus der Kombination der Entitäten Beziehungen und Organisationen.
Wissensstrukturen und -bestände: Hier werden jene Werkzeuge angesiedelt, die sich rund um die Entitäten Wissensobjekte und Kategorien drehen.
Prozesse mit Wissensorientierung: Diese Kategorie enthält die Werkzeuge, die sich mit Bewertung von organisationalem Wissen und der Steuerung des intellektuellen Kapitals eines Unternehmens befassen. Die betroffenen Entitäten sind Prozesse und Organisationen.
Der Vorteil der Klassifizierung nach Mittelmann ist die geringe Überdeckung der einzelnen Klassen, die eine weitgehend konsistente Einteilung der Methoden ermöglicht. Der „Werkzeugkasten Wissensmanagement“ umfasst 62 verschiedene Methoden. Die Klassifizierung in den fünf Fächern gibt einen guten Überblick über die gängigen Methoden des Wissensmanagements. Es ist also weniger ein WM-Konzept als eine nützliche Katalogisierung der Methoden.
Der Nachteil der Klassifizierung nach Mittelmann liegt nach unserer Meinung darin, dass manche Werkzeuge, die eine ähnliche Funktion haben in verschiedenen Fächern abgelegt sind. Das ist aber im vorliegenden Konzept eindeutig durch die Zuordnung zu zwei der neun Entitäten gegeben, aber manchmal schwierig zu unterscheiden.