Mit Hilfe von Reifegradmethoden wird beschrieben wie weit eine Organisation in ihrem Bemühen, Wissensmanagement zu implementieren, schon fortgeschritten ist.
Reifegradmodelle für Wissensmanagement verfolgen das Ziel einer ganzheitlichen qualitativen oder quantitativen Beurteilung von Wissensmanagement-Aktivitäten und -Prozessen einer Organisation. Auf dieser Basis können dann Handlungsempfehlungen zur Erreichung eines höheren Reifegrades abgeleitet werden. Existierende Reifegradmodelle für Wissensmanagement basieren in der Regel auf dem Capability Maturity Model for Software (CMMI), einem fünfstufigen Prozessmodell zur quantitativen Beurteilung und Verbesserung des Reifegrades von Softwareentwicklungsprozessen in Organisationen, bzw. auf dessen europäischem Pendant SPICE. Derzeit existieren einige theoretische, zum Teil aber auch durch entsprechende Werkzeuge unterstützte Reifegradmodelle zur Beurteilung des WM-Reifegrades wie das Berztiss’ Capability Maturity for KM, Kochikar’s Knowledge Management Maturity Modeloder das Knowledge Process Quality Model (KPQM).
Reifegradmodell von North
Ein ebenfalls bekanntes und sehr praktisch orientiertes Modell stammt von Prof. Klaus North und basiert auf der Wissenstreppe.
North definiert ein vier-stufiges Reifegradsystem:
Unternehmen des 1. Reifegrades sind Unternehmen, die sich auf das Daten- und Informationsmanagemetn konzentrieren – sie befinden sich also auf der 3. Treppenstufe – Informationen! In der Praxis bedeuteet das, dass diese Organisationene auf eine entsprechende Datenpflege, wie zum Beispiel Dokumentenmanagemetn, Vermeidung von Redundanzen, Gelbe Seiten, et cetera, Wert legen.
Unternehmen des 2. Reifegrades setzen Wissensmanagement in einzelnen Organisationseinheiten ein und haben die Stufe 5 „Handeln“ erreicht. In der Praxis werden in einzelen OEs systematisch Rahmenbedingungen für Wissensmangement geschaffen. Beispiele sind Servicecenter, Personalabteilungen, IT-Abteilungen, et cetera.
Unternehmen des 3. Reifegrades kennzeichnen sich durch eine unternehmensweite Wissensmanagement-Organisation – sie haben wissensorientierte Geschäftsprozesse und durchgängige Kommunikationsinfrastruktur.
Unternehmen des 4. Reifegrades existieren kaum, da dieser Idealzustand der wissensorientierten Unternehmensführung schwer zu erreichen ist. Kennzeichen sind eine in der Praxis gelebte Unternhemenskultur, die auf wissensorientiertem normativem Management basiert.
Quelle: North, 2012. Wissensorientierte Unternehmensführung: Wertschöpfung durch Wissen. Gabler Verlag; Auflage: 5